Die Positivkriterien


Nach der Vorselektion erfolgt der eigentliche Analyseprozess der ökologischen und sozialen Kriterien. Dieser wird oft als Positivkriterien bezeichnet. Dabei unterscheiden sich die definierten Merkmale und deren Gewichtungen von Fonds zu Fonds. Für die Bewertung werden die Informationen aus der Primär- und Sekundärforschung herangezogen.

Für die Beurteilung der Positivkriterien kommen in der Praxis verschiedene Ansätze zur Anwendung. Meistens werden mehrere miteinander kombiniert. Diese sind:

Branchenleader-Ansatz[1]

Bei diesem Ansatz wird die Nachhaltigkeit des Unternehmens in Bezug zur Branche beurteilt. Das Unternehmen wird mit anderen innerhalb der gleichen Branche verglichen. Unternehmen, die bezüglich der Nachhaltigkeitsdimensionen besser sind als der Branchendurchschnitt oder gar eine Spitzenposition in der Branche einnehmen, können in die Anlagefonds aufgenommen werden. Der Branchenleader-Ansatz kann auch Titel von überdurchschnittlichen Unternehmen aus einer an sich weniger nachhaltigen Branche ins Portfolio aufnehmen. Die Idee dahinter ist, dass gerade solche Branchen oftmals ein enormes Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Nachhaltigkeit aufweisen. Dieser Ansatz ist auch bekannt unter dem Namen Best-in-Class-Ansatz.

Best-in-service-Ansatz[2]

Der Best-in-service-Ansatz ist ein branchenübergreifender Ansatz. Die Unternehmen werden anhand des Nutzens (Service), den sie für den Konsumenten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit erbringen, eingeteilt. Der Nutzen wird anhand des Bedürfnisses der Kunden erörtert. Dieser Ansatz lässt sich am Beispiel der Mobilität gut erklären. Die heutige Gesellschaft will möglichst beweglich sein. Die Mobilität erfüllt dieses Bedürfnis und ist deshalb als Servicesektor definiert worden. In diesen Sektor gehören nun sämtliche Anbieter von Transportmitteln wie z.B. Velos, Autos, Lastwagen, Bussen, Bahnen, Flugzeugen. Es geht nun darum, die Unternehmen zu identifizieren, die den Service Mobilität am ökoeffizientesten und sozialverträglichsten anbieten.

Innovatoren[3]

Unter dem Begriff Innovatoren verstehen die Fondsanbieter klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen, die sich aufgrund ihrer Produkte und Dienstleistungen, welche einen hohen ökologischen und sozialen Nutzen erbringen, von den Branchenleadern abheben. Es werden diejenigen Firmen identifiziert, die in diesen Bereichen hohe Erfolgsaussichten haben und somit ein grosses Wachstumspotenzial aufweisen. Oft wird für die Innovatoren die Bezeichnung Pioniere gewählt.

Nachhaltige Obligationen[4]

Mit diesem Ansatz werden als Schuldner wie Staaten, Bundesländer, Provinzen, Städte sowie internationale Organisationen (von denen Obligationen in den Anlagefonds aufgenommen werden könnten) beurteilt. Das Prüfverfahren ist auf die Situation der unterschiedlichsten Schuldnerkategorien angepasst. Ziel dabei ist die Evaluation der besten Schuldner.

Die Staaten, Bundesländer und Provinzen werden einerseits anhand von verschiedenen Umwelt- und Sozialthemen (z.B. Treibhauseffekt, Biodiversität, Entwicklungszusammenarbeit), andererseits anhand ihrer Haltung bezüglich der Umwelt und der Sozialpolitik (z.B. Förderung von erneuerbaren Energiequellen, Umgang mit ökologischen Risiken) beurteilt. Bei den Städten wird zusätzlich noch die Verwaltung mit einbezogen. Bei den internationalen Organisationen muss sichergestellt sein, dass die von ihnen finanzierten Projekte den dafür bestimmten Umwelt- und Sozialauflagen genügen.

 

 

[1] vgl. Zürcher Kantonalbank, Umwelt- und Sozialresearch: Die Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen und Obligationenschuldnern für den MI-Fonds ECO. Zürich 2002, S. 3-5

[2] vgl. Schweizer Verband der Raiffeisen Banken: Anlagefonds Guide, St. Gallen 2001, S.25

[3] vgl. Zürcher Kantonalbank, Umwelt- und Sozialresearch: Die Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen und Obligationenschuldnern für den MI-Fonds ECO. Zürich 2002, S. 6

[4] vgl. Zürcher Kantonalbank, Umwelt- und Sozialresearch