der Analyseprozess

Wie werden Unternehmen, deren Titel in nachhaltige Anlagefonds aufgenommen werden, identifiziert?


In der Praxis bestehen unterschiedliche Auffassungen bezüglich Nachhaltigkeit und davon abgeleitet auch unterschiedliche Analyseansätze. Ein Analyseprozess findet dann statt, wenn neue Unternehmenstitel in einen Fonds aufgenommen werden sollen.

Der Analyseprozess startet bei einem Pool (Universum der Aktien und Obligationen) von in Frage kommenden Unternehmen. Welche Unternehmen in diesen Pool aufgenommen werden, hängt von der Strategie des Fonds ab. Einige Fondsanbieter halten sich bei ihrer Titelauswahl an Referenzindices wie z.B. den MSCI World. Für sie kommen deshalb nur Unternehmen in Frage, deren Titel im Referenzindex enthalten ist. Andere Fondsanbieter schränken die Unternehmensauswahl aufgrund eigener Kriterien (z.B. nur grosskapitalisierte Unternehmen) selbst ein.

Für die Durchführung der sozialen und ökologischen Unternehmensbewertungen braucht ein Portfoliomanager Informationen. Die meisten Fondsanbieter beauftragen dafür externe Spezialisten. Die Basis für die Bewertung bilden dabei fondsspezifische Bewertungskriterien, welche von der Philosophie und Strategie des Fonds abhängen und schliesslich entscheiden, ob ein Unternehmen in einen nachhaltigen Anlagefonds aufgenommen wird.

Die soziale und ökologische Analyse erfolgt bei fast allen in der Schweiz erhältlichen Fonds in zwei Schritten. Die Primärforschung umfasst einen Fragebogen, der an die zu untersuchende Firma gesandt wird. Ausnahmen bilden dabei die Anlagefonds, die sich auf die Innovatoren konzentrieren. Die Angaben der Unternehmen werden danach mittels Sekundärforschung überprüft. Dabei stehen Medienrecherche und Informationsbezug via Drittquellen (z.B. Umweltschutzverbände) im Vordergrund. Dadurch will man verhindern, dass Titel von Firmen zugelassen werden, die in problematische Vorfälle verwickelt waren oder sind. Des Weiteren wenden alle Institute ein laufendes Screening an; d.h. sämtliche Titel in den nachhaltigen Fonds werden alle ein bis zwei Jahre neu beurteilt.

Die ökonomische Untersuchung der einzelnen Titel erfolgt bei den nachhaltigen Fonds nicht anders als bei den herkömmlichen. Sämtliche Institute, welche nachhaltige Fonds anbieten, beurteilen die ausgewählten Titel immer fundiert aufgrund ökonomischer Kriterien. Das Ziel einer Beteiligung an nachhaltigen Fonds ist neben einem ökologisch und sozial interessanten Engagement immer das Erzielen einer angemessenen Rendite.

Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung

Es besteht kein Standard um das nachhaltige Wirtschaften einer Unternehmung transparent und nachvollziehbar zu messen. Hinzu kommt, dass die Unternehmen nicht verpflichtet sind Umwelt- und/oder Sozialberichte zu publizieren. Mittels Fragebogen und Medienrecherchen wird versucht, diese Informationsasymmetrie zu beseitigen. Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass oftmals bei den Unternehmen selbst ein Informationsdefizit bezüglich Umwelt- und Sozialkennzahlen besteht. [1]

Die Bewertung der Nachhaltigkeitsdimensionen basiert in der Regel auf subjektive Eigeneinschätzungen der Firma und Fremdeinschätzung durch ein Rating Institut. Qualitative Aspekte lassen sich nur teilweise standardisieren. Zum obigen Informationsproblem kommt noch ein Bewertungsproblem hinzu. [2]

 

 

[1] vgl. Öko-Institut e.V., Darmstadt: Umwelt- und Nachhaltigkeitstransparenz für Finanzmärkte. Zwischenbericht. Darmstadt 2001, S. 49, 51

[2] vgl. Öko-Institut e.V., Darmstadt: Umwelt- und Nachhaltigkeitstransparenz für Finanzmärkte. Zw’bericht. Darmstadt 2001, S. 50/53