Grundlegende Unterscheidung


Dynamische vs. statische Nachhaltigkeit

Es bestehen grundsätzlich zwei unterschiedliche Philosophien, die zur Entscheidung führen, Nachhaltigkeitsfonds aufzubauen und anzubieten. Einerseits besteht das Grundanliegen, die Nachhaltigkeit zu unterstützen, respektive zu erhalten. Andererseits besteht der Anspruch Zeichen zu setzen, um die Nachhaltigkeit zu fördern, respektive weiter zu verbreiten. Beide Ansätze stellen Vorhaben dar, die als nachhaltig bezeichnet werden können.

Die Grundeinstellung, bestehende Nachhaltigkeit zu erhalten, respektive zu unterstützen, zeichnet sich in einer extremen Form der Nachhaltigkeitsanalyse aus. Diese wird mit der Analysephilosophie der strengen Ausschlusskriterien ausgelebt. Damit wird sichergestellt, dass Sektoren, welche grundsätzlich der Nachhaltigkeit schaden (z.B. Auto-, Flugindustrie) nicht in nachhaltige Produkte einfliessen. Dadurch wird aber auch die Chance beseitigt, in diesen Sektoren Nachhaltigkeitsbestrebungen aufkommen zu lassen. Im Gegensatz dazu steht die Grundeinstellung, in jedem Sektor Nachhaltigkeit zu fördern. Damit werden in jedem Wirtschaftszweig Anreize geschaffen, Nachhaltigkeitsbestrebungen einzuleiten bzw. zu befolgen. Diese Grundeinstellung drückt sich in der Anwendung minimaler Ausschlusskriterien und des Branchenleader-Ansatzes aus.

Die Flugindustrie als Beispiel zur Erläuterung der zwei unterschiedlichen Grundeinstellung:

Verschiedene Fonds schliessen die Flugindustrie aus (Anwendung strenger Ausschlusskriterien). Dadurch schliessen sie bei den Fluggesellschaften jede Hoffnung, jemals als nachhaltig bezeichnet werden zu können, aus. Somit schwindet auch die Wahrscheinlichkeit, dass die in der Flugbranche tätigen Unternehmen sich bemühen werden, Nachhaltigkeitsaspekte umzusetzen, da sie ja grundsätzlich aus den Nachhaltigkeitsbeobachtungen ausgeschlossen sind und dadurch nie als nachhaltig bezeichnet werden können. Wird hingegen dieser Sektor nicht a priori ausgeschlossen, sondern der Branchenleader-Ansatz angewendet, wird auch für die Fluggesellschaften ein Anreiz geschaffen, Bestrebungen in Richtung Nachhaltigkeit vorzunehmen, was zu einer Verminderung der schädlichen Aspekte der Flugindustrie führen könnte.

Es ist die zweite Grundeinstellung die den grössten Beitrag zur Zunahme des Nachhaltigkeitsbewusstseins leistet. Doch müssten bei diesem Ansatz Einschränkungen bezüglich der Bezeichnung Nachhaltigkeit in Kauf genommen werden, da teilweise in Unternehmen investiert wird, die streng bewertet nicht als nachhaltig bezeichnet werden können (kritische Sektoren). Auf der anderen Seite steht die erste, strenge Grundeinstellung, bei der die Bezeichnung nachhaltig auf alle Unternehmen zutrifft, die jedoch nur einen Beitrag zur Erhaltung bereits bestehender Nachhaltigkeitsmassnahmen leistet und keinen zur Förderung von weiteren Massnahmen beiträgt.

Die Schwierigkeit besteht darin, dass nicht klar bestimmt werden kann, welche Einstellung die „nachhaltigere“ ist. Bei beiden Ansätzen ist die Bezeichnung gerechtfertig, haben sie jedoch unterschiedliche Wirkungen auf die Umwelt.

Die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Fondsemittenten können wie folgt unterschieden werden:

 

Unterscheidung der Nachhaltigkeitsbestrebungen

 

Abbildung  4: Unterscheidung der Nachhaltigkeitsbestrebungen